Nostalgie auf Schienen - Der Tren de Sóller

Es ist nicht die älteste Eisenbahn der Insel aber sicher die nostalgischste. Es ist nicht die längste Strecke aber sicher die abenteuerlichste. Und sicher ist der Zug nicht der schnellste, wohl aber der mit dem größten Volumen an Fahrgästen.

Die Rede ist vom Tren de Sóller, liebevoll, aber wenig zutreffend auch "Orangenexpress" oder gar "Roter Blitz" genannt, der seit Beginn des vergangenen Jahrhunderts Sóller mit der Hauptstadt Palma de Mallorca verbindet.

Geschichte

Sóller am Ende des 18. Jh — ein wirtschaftlich aufstrebendes Städtchen, reich an Zitrusfrüchten, Mandeln, Oliven und Webereiprodukten, ist vom Rest Mallorcas, insbesondere vom großen Absatzmarkt Palma mit dem großen Hafen, so gut wie abgeschnitten. Die einzige Verbindung ist eine wenig komfortable Passstrecke über die Sierra de Alfabia ("Coll de Sóller") die mit von Pferden oder Eseln gezogene Karren befahren wurde. Dieser Weg war nicht nur lang und beschwerlich sondern auch gefährlich. Schlechte Witterung und Wegelagerer machten die Reise zu einem Abenteuer und oftmals ging die gesamte, transportierte Ware verloren.

Einen Ausweg aus diesem Dilemma suchend, entstand die Idee einer Eisenbahnstrecke, um Waren schneller, günstiger und sicherer zu tauf den Handelsweg zu bringen (ein "Orangenexpress" eben). Der Bürger Sóllers Jerónimo Estades nahm sich dem Projekt an und plante zunächst eine Strecke über Deià nach Palma. Nachdem die Kosten diese Idee zunichte machten, dauerte es fast 10 Jahre bis zum ersten Mal die direkte Verbindung nach Palma, unter dem Gebirgszug der Sierra de Alfabia hindurch, ins Auge gefasst wurde. Das ehrgeizige Projekt wurde 1904 den Bürgern Sóllers präsentiert und nach einem weiteren Jahr kam es zur Gründung der Ferrocarril de Sóller S.A.. Inhaber der Aktiengesellschaft waren Familien aus Sóller, die durch den Erwerb von Aktien im Nennwert von 500 Peseten am Unternehmen teilhaben konnten.

Der Bau der Strecke begann im Jahr 1907 gleichzeitig von beiden Seiten, von Sóller und Palma aus. Nach nur 4 Jahren Bauzeit war es geschafft und die geradezu heldenhaft verehrte kleine Lok "Maria Luisa" durchquerte zum ersten Mal die Tunnel der Sierra de Alfabia. Am 16. April 1912 wurde die Strecke öffentlich eingeweiht.

Anbindung von Puerto de Sóller - die Tramvía

Im Jahre 1918 wurde auch die knapp fünf Kilometer lange Straßenbahnlinie nach Puerto de Sóller fertuggestellt. Sie diente vor allem dem Personentransport, wurde aber auch zum Transport von Lebensmitteln (Zitrusfrüchte und Oliven zur Verschiffung in den Hafen, frischer Fisch nach Sóller), Kohle und sogar Munition für die Militätbasis genutzt.

Unverändert durch die Jahre ...

Das wirklich Einzigartige am Tren de Sóller ist, dass ein ganzes Jahrhundert fast spurlos an dem Zug vorbeigegangen ist. Zwar wurde die Strecke 1929 elektrifiziert und von den Dampfloks befreit, aber bis auf die Zugmaschinen ist die Eisenbahn noch die alte. Die ledernen Sitze, individuell umklappbar, um in Fahrtrichtung oder umgekehrt Platz zu nehmen, werden, genauso wie auch das Holzinterieur, die Fenster oder das Fahrwerk, seither in liebevoller Kleinstarbeit in Stand gehalten.

Heute ist der Rote Blitz weniger Transportmittel für Einheimische als Touristenattraktion. Der Zug meistert die knapp 30km in ca. 1 Stunde Fahrzeit - den Bewohnern Sóllers zu langsam, für Urlauber ein am Ende oft zu kurzes Erlebnis. Aber nicht nur für Zugbegeisterte ist die Fahrt zu empfehlen, mit 13 Tunneln die bis 2,8km lang sind und einigen Brücken wie dem aufgrund seiner 5 Bögen "Cinc ponts" genannten Viadukt ist die Strecke für jedermann ein kleines Abenteuer. Insbesondere im Bereich der Tramuntana (also zwischen Bunyola und Sóller) ist die Fahrt durch weitläufige Gärten, Obst- oder Olivenplantagen ein Genuss.

 
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